© Nubia Acosta
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Kolumbien: Umweltverteidigerin Jani Silva mit Mord bedroht

Die kolumbianische Umweltschützerin Jani Silva wurde telefonisch mit Mord bedroht. Sie ist Präsidentin von ADISPA, einer Organisation zur Verteidigung des Amazonas und der Lebensweise der Kleinbäuer*innen (Campesinos) im Departamento Putumayo. Aufgrund früherer Bedrohungen stehen Jani Silva und andere Mitglieder von ADISPA bereits unter staatlichem Schutz. Amnesty International hat jedoch festgestellt, dass diese Programme immer wieder Unzulänglichkeiten aufweisen. Die kolumbianische Regierung muss dringend besseren Schutz für Jani Silva und ihre Gemeinschaft bereitstellen.

Die Sicherheit von Jani Silva und anderen Personen, die sich in Kolumbien für Menschenrechte, Landrechte und den Umweltschutz einsetzen ist bedroht. Jani Silva ist Präsidentin der Organisation ADISPA (Asociación de Desarrollo Integral Sostenible de La Perla Amazónica), die das von Kleinbäuer*innen (Campesinos) bewohnte Schutzgebiet La Perla Amazónicain der Gemeinde Puerto Asís im Departamento Putumayo verwaltet.

Seit mindestens 2017 dokumentiert Amnesty International, wie Jani Silva und andere Mitglieder von ADISPA bedroht, stigmatisiert und schikaniert werden. Dies wirkt sich stark auf ihre Tätigkeit zur Verteidigung der Menschenrechte und ihr Engagement für den Schutz und die Überwachung der Artenvielfalt und des Wassers in ihrem Gebiet aus. Am 10. September 2024 erhielt Jani Silva einen Anruf mit einer Morddrohung. Die Person am anderen Ende der Leitung gab ausdrücklich zu verstehen, dass Jani Silva mittels eines Angriffs auf die Fahrzeuge der staatlichen Einheit zum Personenschutz (UNP), die zum Schutz von ADISPA-Mitgliedern eingesetzt werden, getötet werden solle: "Du wirst in die Luft gesprengt, mit dem Auto und allem" ("La vamos a volar con todo y camioneta"). Am Nachmittag desselben Tages wurden unbekannte Männer in der Nähe des Hauses von Jani Silva und des ADISPA-Büros im Stadtzentrum von Puerto Asís beobachtet. 

Im Departamento Putumayo stehen sich zwei bewaffnete Gruppen gegenüber, und Organisationen wie ADISPA geraten aufgrund ihrer Rolle bei der Verteidigung von Landrechten regelmäßig ins Kreuzfeuer des Konflikts.

Fordere jetzt mit uns von der kolumbianischen Generalstaatsanwältin Luz Adriana Camargo, umfassende Schutzmaßnahmen für Jani Silva und Menschenrechtsverteidiger*innen in der Region Bajo Putumayo bereitzustellen!

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Das Departamento Putumayo befindet sich im Süden Kolumbiens an der Grenze zu Ecuador. Es liegt an den Ausläufern des Andengebirges und erstreckt sich über 300 km in den Amazonas-Regenwald hinein. Dadurch ist die Gegend reich an Wasser, biologischer Vielfalt und natürlichen Ressourcen. Gleichzeitig ist Putumayo (insbesondere an der Grenze zu Ecuador) nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) ein Koka-Anbaugebiet. Im Jahr 2022 wurde dort auf mehr als 48.000 Hektar Anbaufläche ein Fünftel des Kokas in ganz Kolumbien geerntet.

In diesem Kontext ist in den vergangenen Jahren ein erbitterter Kampf um die Kontrolle der Koka-Wirtschaft zwischen den bewaffneten Gruppen Comandos de la Frontera und Frente Carolina Ramírez ausgebrochen, die in die größeren bewaffneten Bewegungen Segunda Marquetalia und Estado Mayor Central eingebettet sind. Beide Gruppen befinden sich derzeit in Gesprächen mit der Regierung von Präsident Gustavo Petro im Rahmen der von der Regierung ausgerufenen Politik des "Totalen Friedens". Zwar blieb es in der Region über das Jahr 2023 hinweg relativ ruhig, doch gegen Ende des Jahres eskalierte die Konfrontation zwischen den beiden bewaffneten Gruppen erneut, wodurch zivilgesellschaftliche Organisationen vor Ort wieder ins Kreuzfeuer gerieten – so auch ADISPA, eine Ende der 2000er-Jahre gegründete Organisation, die das von Campesinos bewohnte Schutzgebiet (Zona de Reserva Campesina) La Perla Amazónica verwaltet.

Die Zonas de Reserva Campesina sind Gebiete, die Mitte der 1990er-Jahre eingerichtet wurden, um die kollektiven Rechte kleinbäuerlicher Gemeinschaften anzuerkennen und ihre ökologisch nachhaltige Lebensweise zu erhalten. Diese Verteidigung der Rechte und der Lebensweise der in der Zona de Reserva Campesina lebenden Menschen führt dazu, dass ADISPA und ganz besonders Jani Silva von Akteuren ins Visier genommen werden, die an einer anderen wirtschaftlichen Nutzung der Region interessiert sind; hierzu zählen auch die bewaffneten Gruppen vor Ort. In diesen Kontext sind die Angriffe einzuordnen, denen Jani Silva in den vergangenen Jahren ausgesetzt war.

Amnesty International hat im April und Juli 2020 sowie im Februar 2021 Urgent Actions herausgegeben, in denen das kolumbianische Innenministerium und die ihm unterstehende Einheit zum Personenschutz (UNP) aufgefordert wurden, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um das Leben von Jani Silva zu schützen, nachdem sie mehrmals bedroht worden war. Ende 2021 schickten mehr als 415.000 Menschen im Rahmen des internationalen Amnesty-Briefmarathons Solidaritätsbotschaften an Jani Silva. Mittlerweile wird Jani Silva von der UNP im Rahmen eines persönlichen Schutzprogramms bewacht, und für ADISPA wurde ein kollektives Schutzprogramm aufgelegt. Amnesty International hat jedoch festgestellt, dass diese Programme nicht ausreichend auf den Kontext und die Bedürfnisse von Jani Silva und ADISPA zugeschnitten sind und immer wieder Unzulänglichkeiten aufweisen. Die Drohungen gegen Jani Silva haben schwerwiegende Auswirkungen auf ihr Leben und ihre Arbeitsbedingungen als Leiterin von ADISPA, und auch auf die in der Zona de Reserva Campesina La Perla Amazónica lebenden Menschen.