Russland: Irina Danilovich entführt
Dringender Aufruf: Irina Danilovich befindet sich unschuldig im Gefängnis und erleidet Folter. Unterstütze uns dabei, die Menschenrechtsverteidigerin aus russischer Haft zu befreien!
Du denkst du hast mit Gewalt nichts zu tun, deshalb ist Gewalt gegen Frauen nicht dein Thema? Mit diesem Beitrag zeigen wir auf, warum das in unserer Gesellschaft nicht stimmen kann. Gewalt gegen Frauen geht uns alle an. Lasst uns zusammenstehen, um betroffene Frauen zu unterstützen, Täter zur Rechenschaft zu ziehen und eine Welt ohne Gewalt für alle Frauen zu schaffen. Jede*r einzelne von uns kann einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und letztlich auch gegen Femizide leisten.
Rape Culture ist das soziale Umfeld, das es ermöglicht, sexualisierte Gewalt zu normalisieren, zu bagatellisieren und zu rechtfertigen. Diese Kultur wird durch die anhaltenden geschlechtsspezifischen Ungleichheiten und immer noch vorherrschenden Einstellungen zu Geschlecht und Sexualität angeheizt. Sie ist der Nährboden für Gewalt gegen Frauen. Rape Culture zu benennen ist der erste Schritt zu ihrer Beseitigung.
Wir haben jeden Tag die Möglichkeit, unser eigenes Verhalten und unsere Überzeugungen zu hinterfragen. Welche Vorurteile trage ich in mir, die dazu beitragen das Weiterbestehen der Rape Culture in unserer Gesellschaft zu ermöglichen? Denk ganz persönlich darüber nach, wie du Männlichkeit und Weiblichkeit definierst, und welche eigenen Vorurteile und Stereotype dein Denken beeinflussen.
Es wird wohl kaum jemand bestreiten, dass Vergewaltigung falsch ist, dass Gewalt gegen Frauen falsch ist. Trotzdem werden sexualisierte Gewalt und sexuelle Belästigung durch Worte, Handlungen und vor allem auch durch Untätigkeit normalisiert und trivialisiert – darin besteht Rape Culture, die wir nur alle gemeinsam beseitigen können.
Sprache hat Macht. Sie beeinflusst zu einem wesentlichen Teil, wie wir unsere Realität wahrnehmen und gestalten. Wie wir miteinander sprechen und was als sagbar gilt, hat am Ende auch Einfluss auf Einstellungen, Verhaltensweisen und Taten, die in einer Gesellschaft akzeptabel sind und toleriert werden – oder eben nicht. Wir alle sind ein Teil davon! Du kannst deine Worte bewusst wählen und du kannst deutlich machen, dass du abwertende Sprache bei anderen nicht tolerierst. Verzichte auf abwertende Ausdrücke, die Frauen oder Weiblichkeit als schwach oder minderwertig darstellen. Phrasen wie „Du bist doch kein Mädchen“ verstärken schädliche Stereotype. Dein Kollege macht vermeintlich harmlose Witze über Frauen und denkt sich offenbar nichts dabei? Es macht einen Unterschied, wie du darauf reagierst. Wenn jede*r Einzelne von uns entscheidet, abwertende Rhetorik nicht zu tolerieren, ist bereits ein großer Schritt getan.
Dir fehlen oft die richtigen Worte, gegen diskriminierende Sprüche zu kontern? Vielleicht ist das Argumentationstraining gegen Diskriminierung der Amnesty Human Rights Academy genau das Richtige für dich.
„Die Scham muss die Seite wechseln,“ sagte Gisèle Pelicot zum Auftakt des Prozesses gegen ihren Ehemann, der sie über Jahre hinweg gemeinsam mit 50 weiteren angeklagten Männern mit Drogen betäubte und vergewaltigte. Sie sprach damit die Wurzel der grassierenden Straflosigkeit bei sexualisierter Gewalt an. Das schockierende Ausmaß der Verbrechen gegen Gisèle Pelicot konnte nur in seiner ganzen Dimension bekannt werden, weil sie auf einen öffentlichen Prozess bestand. Sie entschied sich, den Tätern im Gerichtssaal gegenüberzusitzen, damit „die Vergewaltigungskultur endet und sich die Gesellschaft ändert“. Sie setzte sich damit auch den beschämenden Versuchen der Verteidiger*innen und Angehörigen einiger Täter aus, ihr eine Mitschuld anzudichten, die in diesem Zusammenhang höchst bezeichnend sind. Doch Gisèle Pelicot schweigt auch deshalb nicht, weil sie anderen Überlebenden Mut machen möchte, das Schweigen zu brechen und sich zu sagen: „Wenn es Frau Pelicot schafft, vor Gericht gegen ihren Vergewaltiger anzutreten, kann ich das auch schaffen.“
Wenn eine Frau erzählt, dass sie Gewalt erfahren hat, macht sie den ersten Schritt, um den Kreislauf des Missbrauchs zu durchbrechen. Doch dieser Schritt ist nicht die Norm, sondern die Ausnahme, da er in den allermeisten Fällen großen Mut der betroffenen Person sowie angemessene Unterstützung und Betreuung des Umfelds und der Behörden erfordert. Scham und die Angst davor, dass die erlebte Gewalt nicht geglaubt wird und nicht bewiesen werden kann, steigert das Leiden der Überlebenden sexualisierter Gewalt und schützt die Täter. Es liegt daher an uns allen, Frauen den sicheren Raum zu geben, den sie brauchen, um das Schweigen zu brechen und gehört zu werden. Dabei ist ein Grundsatz zentral: Bei Fällen sexualisierter Gewalt spielen weder die Kleidung oder das Äußere der Frau, ihre sexuelle Orientierung oder ob sie bei der Tat alkoholisiert war, eine Rolle. Der Fokus darf niemals darauf liegen, wie sie in der Situation reagiert hat, was sie (nicht) gesagt oder getan hat. Jegliche Formen des „Victim Blaming“ müssen ein Ende finden, damit alle Formen von sexualisierter Gewalt geahndet und Täter zur Rechenschaft gezogen werden können.
Wenn dir Betroffene von Gewalterfahrungen erzählen, wähle deine Worte mit Bedacht und überlege dir gut, welche Fragen du stellst. Zeige Empathie und Solidarität, höre aufmerksam zu und biete Unterstützung an. Wir alle können dazu beitragen, dass die Scham die Seite wechselt.
Reflektiere deine eigenen Einstellungen und Vorurteile in Bezug auf Geschlecht und Geschlechterrollen im Allgemeinen. So kannst du bei dir selbst anfangen, um Geschlechterstereotypen abzubauen und für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung einzutreten. Vielleicht hast ja auch du eine eher eng gefasste Auffassung darüber, was Diskriminierung bedeutet und wann sie stattfindet. Übergriffe können viele unterschiedliche Formen annehmen und es ist wichtig, alle anzuerkennen und sich über sie bewusst zu werden. Denn Gewalt und Diskriminierung gehen Hand in Hand.
Wenn wir wachsam bleiben und dazu bereit sind, uns im eigenen privaten und beruflichen Umfeld gegen Gewalt und Diskriminierung einzusetzen – auch wenn es unangenehm ist – können wir viel verändern. Wenn du Zeug*in wirst, schau nicht weg! Nimm Menschen in deinem Umfeld in die Verantwortung, wenn ihr Verhalten inakzeptabel ist. Egal ob es Anzeichen partnerschaftlicher Gewalt sind, die du beobachtest, oder du Zeug*in abwertender Kommentare, von Belästigung, Drohungen und Mobbing am Arbeitsplatz oder von digitaler Gewalt in den sozialen Medien wirst – es könnte deine Zivilcourage sein, die weitere Gewalt verhindert oder die betroffene Person im entscheidenden Moment stärkt.
Nur eine informierte Gesellschaft wird das Problem Gewalt gegen Frauen lösen können. Informier dich insbesondere über die Anzeichen von Missbrauch und wie du konkret helfen kannst. Werde dir der Realität von Gewalt gegen Frauen bewusst. Durch die Beschäftigung mit dem Thema kannst du dich vielleicht auch von Fehlannahmen lösen, die du möglicherweise selbst in unserer patriarchalen Gesellschaft erlernt und verinnerlicht hast und dir überhaupt erst bewusst werden. Bildung und Bewusstsein sind der erste Schritt zur Veränderung.
Nur eine informierte Gesellschaft wird das Problem Gewalt gegen Frauen lösen können. Informier dich insbesondere über die Anzeichen von Missbrauch und wie du konkret helfen kannst. Werde dir der Realität von Gewalt gegen Frauen bewusst. Durch die Beschäftigung mit dem Thema kannst du dich vielleicht auch von Fehlannahmen lösen, die du möglicherweise selbst in unserer patriarchalen Gesellschaft erlernt und verinnerlicht hast und dir überhaupt erst bewusst werden. Bildung und Bewusstsein sind der erste Schritt zur Veränderung.
Gewalt gegen Frauen ist für die Betroffenen schrecklich – und für die Gesellschaft unangenehm. Die Folge sind reflexartige Abwehrreaktionen und das Bedürfnis, sich von den Tätern abzugrenzen. Das ist nachvollziehbar, gipfelt aber leider häufig in der Verharmlosung von Gewalt. Gewalt gegen Frauen ist ein männliches Problem und, dass nicht jeder Mann ein Täter ist, darf über die Tatsache nicht hinwegtäuschen, dass der Großteil der Täter Männer sind. Wenn dir jemand beim Thema Gewalt gegen Frauen „Not all men“ entgegnet, entlarve das Ablenkungsmanöver mit Fakten. Lenke das Gespräch zurück auf das eigentliche Thema: Frauen werden allein aufgrund ihres Geschlechts zur Zielscheibe von Männern, und auch Femizide geschehen in der Regel in einem Kontext, in dem bereits Gewalt, sexueller Missbrauch und Machtungleichgewicht vorhanden waren. Gewalt gegen Frauen entspricht häufig nicht dem tradierten Bild des Überfalls durch Fremde in dunklen Gassen sondern geschieht innerhalb der Partnerschaft und innerhalb der Familie – in der Mitte der Gesellschaft, nicht an ihrem Rand. Femizide wurzeln in patriarchalen Strukturen und traditionellen Geschlechterrollen und umfassen auch wirtschaftliche und soziale Faktoren. Sie werden oft von Partnern oder Ex-Partnern begangen oder sind häufig auf klar misogyne Motive zurückzuführen.
Achte gegenüber Kindern und jungen Menschen ganz besonders darauf, welche Rollenbilder du vermittelst. Wenn möglich sprich mit Buben über das Konzept von Maskulinität und reflektiere im Alltag, was dahintersteckt. Fördere die individuellen Stärken und Interessen jedes Kindes, unabhängig von Geschlecht oder Erwartungen. Sprich mit Kindern egal welchen Geschlechts in altersgerechter Weise über ihre eigenen Rechte, über Consent, körperliche Selbstbestimmung und Verantwortung. Expert*innen raten Eltern außerdem dazu, Geschlechtsteile nicht zu verniedlichen. Es spricht nichts dagegen, Körperteile mit ihrem eigentlichen Namen zu benennen. Gib weiter, wie wichtig ein klares „Ja“ von allen Beteiligten ist, wie wichtig es ist, dass der eigene Körper nur einem selbst gehört und man immer selbst entscheiden kann, was mit ihm geschieht. Vermittle auch, dass wir immer die Verantwortung für unser Handeln übernehmen müssen. Nur so können wir die Neuausrichtung von Maskulinität in der Gesellschaft voranbringen und uns langfristig von schädlichen Vorstellungen verabschieden. Gewalt und Dominanz dürfen nicht mehr als „stark“ und „männlich“ verstanden werden.
Solange es Gewalt gegen Frauen gibt, brauchen Organisationen, die Frauen schützen und Überlebende unterstützen, jeden Cent. Solange Gesellschaften und staatliche Behörden Gewalt gegen Frauen nicht verhindern können, benötigen auch Initiativen, die als Sprachrohr für Frauenrechte agieren unsere Unterstützung. Wir dürfen nicht müde werden, staatliche Stellen lautstark an ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen zu erinnern, Frauen zu schützen und für Gerechtigkeit zu sorgen.
Wenn Frauen, die für ihre Rechte kämpfen, unter Druck geraten, geht das uns alle an. Es mag innerhalb der Frauenrechtsbewegung Unterschiede geben – doch wir alle müssen uns stigmatisierenden Narrativen entgegenstellen – denn wenn wir zusammenstehen, ist positive Veränderung möglich. Du kannst dabei mithelfen, in den Köpfen zu verankern, dass Frauenrechte Menschenrechte sind. Der Einsatz für Frauenrechte ist notwendig und fördert Gleichheit und Respekt für alle. Von einem respektvollen Miteinander profitiert die gesamte Gesellschaft – der Einsatz für Frauenrechte ist mehr als „ Geschlechterkampf“.
Wenn es deine Ressourcen zulassen, engagiere dich in Aufklärungs- und Präventionsarbeit. Bring dich in Projekten ein, die auf die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen abzielen. Sei Teil von Bewegungen und Aktionen gegen geschlechtsspezifische Gewalt, nimm an der Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ teil oder werde Teil des Netzwerks Frauenrechte von Amnesty International Österreich – wir freuen uns auf dich!
Trage in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Verein dazu bei, das Umfeld für Frauen und Mädchen sicher zu gestalten: Setze dich für klare Richtlinien gegen Belästigung und Gewalt in Schulen und am Arbeitsplatz ein. Unterstütze Maßnahmen, die sichere Umgebungen für alle schaffen. Du kannst beispielsweise bei Kolleg*innen nachfragen, ob bereits Gewaltschutz-Konzepte und Anlaufstellen etabliert wurden.
Frauen sind auch in der digitalen Welt zur Zielscheibe geworden: 38% der Frauen, die online aktiv sind, haben Gewalt erfahren (Quelle: The Economist). Auch hier richtet die Gewalt realen Schaden an. Auch hier dürfen wir sie nicht hinnehmen. Wenn du auf Social Media Drohungen, Belästigungen oder Beleidigungen wahrnimmst, melde diese User und solidarisiere dich mit Betroffenen. Menschen, die sich aktiv für Frauenrechte einsetzen, können ins Visier geraten. Deine Worte der Solidarität und Unterstützung können helfen, Betroffene zu stärken und die Plattformen nicht jenen zu überlassen, die Frauen mundtot machen wollen.
Menschen neigen dazu, Täter als Monster zu denken, statt als Menschen. So können wir uns besser von ihnen abgrenzen. Doch wir wissen, dass Täter aus der Mitte der Gesellschaft kommen können – sie sind Ehemänner, Väter, Brüder, Onkel, Opas, Freunde. Das Monster-Narrativ kann daher nicht stimmen. Unsere Gesellschaft muss mit gewaltausübenden Menschen umgehen. Das muss durch Untersuchung und strafrechtliche Verfolgung aller Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt, Hassverbrechen und Angriffen gegen Frauen und Mädchen passieren. Hindernisse für die Strafverfolgung geschlechtsspezifischer Gewalt müssen dringend beseitigt werden. Aber auch professionelle Täterarbeit, bei der sich Männer mit der eigenen Gewalttätigkeit auseinandersetzen, ist Teil des Opferschutzes, da sie weitere Gewalt nachhaltig verhindern soll. Das „Monster“-Narrativ in unserer Gesellschaft kann dem nur im Wege stehen.
Von Verleumdungen bis hin zu sexualisierter Gewalt – Menschenrechtsverteidigerinnen werden weltweit angegriffen. Sexualisierte Gewalt als eine Form der Folter wird häufig gegen Menschenrechtsverteidigerinnen eingesetzt, um sie zum Schweigen zu bringen. Aktivistinnen sind häufig Verleumdungskampagnen ausgesetzt, die ihr „abweichendes Verhalten“ verunglimpfen und Anfeindungen gegen sie schüren sollen. Amnesty International hat immer wieder dokumentiert, wie Regierungen quer über den Globus es verabsäumen, Menschenrechtsverteidigerinnen zu schützen, die aufgrund ihrer Arbeit für Frauenrechte und Gleichstellung routinemäßig einer Vielzahl von geschlechtsspezifischen Angriffen, einschließlich Vergewaltigungen, ausgesetzt sind. Die Risiken sind noch größer für diejenigen, die mit sich überschneidenden Formen der Diskriminierung konfrontiert sind, also etwa für Frauen, die einer ethnischen Minderheit oder indigenen Gemeinschaft angehören, von Armut betroffen sind, lesbisch, bisexuell oder transgender sind, oder Sexarbeiterin sind. Diese Frauen müssen in ihrem Aktivismus viel härter darum kämpfen, dass ihre Stimmen gehört werden. Es ist daher wichtig, dass wir diese Stimmen verstärken, wann immer wir die Gelegenheit dazu haben.
Es ist zwar nicht genug, sich an einem Tag im Jahr gegen Gewalt gegen Frauen einzusetzen – aber das wiederum ist kein Grund, es nicht zu tun. Seit 1999 ist der 25. November durch die Vereinten Nationen als offizieller Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen anerkannt. Die UN-Kampagne „Orange The World“ findet zwischen dem 25. November und dem 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, statt. Weltweit erstrahlen in diesen 16 Tagen gegen Gewalt Gebäude in oranger Farbe.
Der Gedenktag geht auf die Ermordung der 3 Schwestern Mirabal zurück, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst getötet wurden. Sie waren im Untergrund tätig und hatten sich an Aktivitäten im Widerstand gegen das Regime des Diktators Rafael Trujillo beteiligt.
Gedenktage sind nicht alles – aber sie sorgen dafür, dass regelmäßig Aufmerksamkeit für ein wichtige Anliegen geschaffen wird und die Gesellschaft nicht vergisst. Beteilige dich – es gibt viele Wege, kreativ zu werden und es muss auch nicht viel Zeit erfordern.