Katar: Aktivist und Arbeitsrechtler Malcolm Bidali "verschwunden"
17. Mai 2021Die katarischen Behörden müssen unverzüglich Auskunft über den Verbleib des Kenianers Malcolm Bidali geben
Malcom Bidali wurde am 4. Mai von Angehörigen der Staatssicherheit aus seiner Arbeiterunterkunft abgeholt. Seither fehlt von ihm jede Spur. Malcolm Bidali arbeitet als Wachmann und betätigt sich zudem als Blogger und Aktivist. Er spricht offen über die schwierigen Bedingungen, denen Arbeitsmigrant*innen wie er ausgesetzt sind, und hat Artikel für zahlreiche Online-Plattformen verfasst. Eine Woche vor seiner Festnahme sprach er vor einem großen Publikum bestehend aus Mitgliedern zivilgesellschaftlicher Organisationen und Gewerkschaften über seine Erfahrung als Arbeiter in Katar.
Wir befürchten, dass Malcolm Bidali möglicherweise nur deshalb festgehalten wird, um ihn für seine rechtmäßige Menschenrechtsarbeit zu bestrafen.
Stellungnahme der Organisationen Migrant-Rights.org, FairSquare, Amnesty International, Human Rights Watch und Business & Human Rights Resource Centre
Ein Zusammenschluss aus Organisationen, die sich für die Rechte von Arbeitsmigrant*innen in Katar einsetzen, haben sich seit der Festnahme von Malcolm Bidali bei verschiedenen Behördenstellen nach ihm erkundigt. Bei den Organisationen handelt es sich um Migrant-Rights.org, FairSquare, Amnesty International, Human Rights Watch und Business & Human Rights Resource Centre.
Am 11. Mai wandten sie sich in einem gemeinsam unterzeichneten Brief an die katarischen Behörden, in dem sie die unverzügliche Untersuchung des Verschwindenlassens von Malcolm Bidali fordern. Am 12. Mai bestätigte die katarische Regierung, dass der Arbeitsrechtler inhaftiert worden sei und ihm die mutmaßliche Verletzung katarischer Sicherheitsgesetze und -bestimmungen vorgeworfen werde. Seinen Aufenthaltsort gaben die Behörden jedoch nicht bekannt.
Die Organisationen gaben folgende Stellungnahme ab:
Seit seiner Ankunft in Katar vor drei Jahren setzt sich Malcolm Bidali an vorderster Front für eine Reform des Arbeitsrechts ein. Unter anderem schreibt er über seine Erfahrungen als Arbeitsmigrant in Katar. Seit mehr als einer Woche fehlt von ihm jede Spur und wir sind außerordentlich besorgt um sein Wohlergehen. Wir befürchten, dass er möglicherweise nur deshalb festgehalten wird, um ihn für seine rechtmäßige Menschenrechtsarbeit zu bestrafen.
Trotz wiederholter Appelle an die katarischen Behörden haben wir nach wie vor keinerlei Informationen über den Aufenthaltsort von Malcolm Bidali und die genauen Gründe für seine Inhaftierung. Wir bitten die Behörden dringend, seinen Aufenthaltsort bekanntzugeben und dafür zu sorgen, dass er weder gefoltert noch anderweitig misshandelt wird. Darüber hinaus muss öffentlich gemacht werden, welche international anerkannte Straftat ihm vorgeworfen wird, und sichergestellt werden, dass sein Recht auf ein faires Verfahren in jeder Hinsicht geachtet wird – hierzu zählt auch sein Recht auf einen Rechtsbeistand. Sollte Malcolm Bidali nur deshalb festgehalten werden, weil er friedlich von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat, so muss er umgehend und bedingungslos freigelassen werden.
Unsere Kampagne für Faire Arbeitsbedingungen in Katar
Millionen von Männern und Frauen aus Asien und Afrika sind auf der Suche nach einer besseren Zukunft nach Katar gekommen. Dort bauen diese Arbeitsmigrant*innen, die etwa 95 Prozent der Arbeitnehmer*innen im Land ausmachen, die Stadien für die Fußball-WM 2022, die Straßen und die U-Bahn. Sie sind es, die den Traum vieler Fans erst möglich machen.
Doch während die FIFA mit der Weltmeisterschaft bald riesige Profite erzielen wird, nimmt das Leid der Arbeitsmigrant*innen kein Ende: Nach wie vor werden sie ausgebeutet und weder angemessen bezahlt noch fair behandelt. Daher fordern wir mit unserer weltweiten Kampagne die FIFA auf, zu handeln. Gemeinsam können wir das Spiel drehen – für gerechte Arbeitsbedingungen in Katar!