Unzureichende Sozialhilfe und Maßnahmen zur Beendigung der Wohnungslosigkeit
Der Bericht hebt auch die unzureichenden Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Sicherheit in Österreich hervor, insbesondere für Menschen, die bereits benachteiligt oder armutsgefährdet sind. Die COVID-19-Pandemie hat die dringende Notwendigkeit eines krisenfesten sozialen Sicherheitsnetzes aufgezeigt, dennoch sind viele Menschen in Österreich weiterhin von Armut, Wohnungslosigkeit und Ausschluss von Sozialleistungen betroffen.
Mit den im Juni 2022 verabschiedeten Änderungen des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes wurde u.a. eine Härtefallklausel für Nicht-Österreicher*innen eingeführt. Es wurde ermöglicht, dass Menschen, die in Frauenhäusern oder Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe leben, den vollen Bezug der Sozialhilfe erhalten. Doch ist das Sozialhilfe-Grundsatzgesetz mit seinen Höchstsätzen, die unter der Armutsgefährdungsgrenze liegen, nach wie vor nicht angemessen und ermöglicht den Menschen kein Leben in Würde.
Im Jahr 2022 wurden einige Maßnahmen verlängert , um Delogierungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie zu verhindern und Menschen zu unterstützen, die von Obdachlosigkeit bedroht waren. Allerdings hat Österreich es nach wie vor verabsäumt, eine nationale Wohnstrategie zu entwickeln und umzusetzen und diversifizierte Angebote in der Wohnungslosenhilfe flächendeckend sicherzustellen.
Mangelnde Informationen, hohe bürokratische Hürden, Sprachbarrieren und gesetzliche Regelungen, die zum Ausschluss der Anspruchsberechtigung sowohl von österreichischen als auch nicht-österreichischen Staatsangehörigen führten, bewirkten darüber hinaus, dass viele Menschen keinen Zugang zu den entsprechenden Unterstützungsleistungen der Wohnungslosenhilfe erhalten.
Amnesty International fordert die Regierung auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass soziale Menschenrechte in Österreich wirksam umgesetzt werden und Menschen ihre Rechte auch in Anspruch nehmen können.
Pressefreiheit unter Druck
Amnesty International kritisiert auch die Verschlechterung der Pressefreiheit in Österreich. Journalist*innen sind zunehmend Schikanen und Einschüchterungen ausgesetzt. Bei mehreren Protesten in Wien hinderte die Polizei Journalist*innen an der Beobachtung und Berichterstattung oder schützte sie nicht ausreichend vor Angriffen von Demonstrierenden.
Bei der Räumung eines Protestcamps im April 2022 richtete die Polizei eine separate Pressezone für Journalist*innen ein, die so weit vom Camp entfernt war, dass eine angemessene Beobachtung der Ereignisse nicht möglich war.
Parallel stieg die Zahl an Einschüchterungsklagen (SLAPP-Klagen) gegen Medienschaffende und Journalist*innen. Besonders besorgniserregend ist dabei, dass im Vergleich zu Fällen in der Vergangenheit nicht nur gegen die publizierenden Medien, sondern regelmäßig per Privatanklage gegen Journalist*innen selbst vorgegangen wird. So wurde Anfang des Jahres ein Journalist wegen einer satirischen Kolumne über Vorgeschichte des „Ibiza-Skandals“ vom Leiter des Bundeskriminalamts geklagt.